Die Forschungsgruppe an der Universität Bern ist auf die Mikroanalyse von Haupt- und Spurenelementen, sowie Isotope in metamorphen Gesteinen spezialisiert. Innerhalb dieser Gruppe entwickelt Professorin Daniela Rubatto neue Methoden, um Sauerstoffisotope im Mikrobereich zu messen. Dazu nutzt sie die SwissSIMS Mikrosonde der Universität Lausanne.
Sauerstoff ist ein Hauptbestandteil von Mineralen und wässrigen Lösungen. Schwankt die Isotopenzusammensetzung von Sauerstoff in den Mineralzonen, können die Forschenden Rückschlüsse ziehen auf die Fliesspfade der wässrigen Lösungen durch das Gestein. Wenn sie diese Information mit der chemischen Zonierung und dem Alter der Minerale kombinieren, können sie den Verlauf von Druck, Temperatur, Zeit und Fluiden von tiefen geologischen Prozessen rekonstruieren.
Die Erdkruste hat zwei Hauptreservoire: die kontinentale und die ozeanische Kruste. Dank der Wechselwirkungen zwischen Mineralen und wässrigen Fluiden tauchen in den Reservoiren ganz bestimmte Leitminerale auf. Diese Annahme erfordert die Entwicklung oder Verfeinerung von Protokollen oder Standards für die gezielte Mikroanalyse der Sauerstoffisotope in den Mineralen wie Granat, Glimmer, Quarz, Zirkon, Monazit und Apatit. Beispielsweise zeigen Granate an, dass das Gestein Drucke bis 40 Kilobar und Temperaturen bis 900 Grad erlebt hat.
Die Geologen kombinieren die Messungen der Sauerstoffisotope mit Spurenelementanalysen, um elementare Spuren für Interaktionen zwischen Fluiden und Mineralen zu erforschen. Zusammen mit Altersbestimmungen im Mikro- und Mineralmassstab können die Forschenden den Zeitpunkt der Fluidzirkulation bestimmen.
Um den analytischen Ansatz noch genauer zu untersuchen, arbeitet Daniela Rubatto mit Pierre Lanari zusammen. Er untersucht mit klassischen Vorwärtsmodellierungen die Entwicklung der Zusammensetzung der Isotope in den Mineralen und Fluiden.
Fluide als Schlüssel geologischer Prozesse
Erste Resultate zeigen, dass die Umwandlung der Fluide im Mineralmassstab ein übliches Phänomen ist in einer Vielzahl von Gesteinstypen, die aus Subduktionszonen stammen. Subduktionszonen sind Gebiete, in denen eine Krustenplatte unter eine andere abtaucht. Die Gesteine zeichnen also die Zirkulation von Fluiden bis in Tiefen von 50-100 Kilometern auf. Die Resultate zeigen auch, dass die Fluide während der Subduktion entweder in engen Scherzonen konzentriert sein können oder verdünnt über mehrere Kilometer verteilt sein können. Die Unterscheidung zwischen diesen beiden Fluidregimen ist von grundlegender Bedeutung für die Rekonstruktion der Dynamik der Subduktion.