Giancarlo Rizzoli

Giancarlo Rizzoli

Der Weg eines Mineralogen

Komplizierter chirurgischer Eingriff? Eine Knochenentnahme ist sehr schmerzhaft. Stattdessen kann ein künstliches Keramikprodukt eingesetzt werden. Für die Herstellung und Entwicklung ist ein Mineraloge gefragt.

Sein Studium in Bern schloss er 2001 mit einer Doktorarbeit über „die Steigerung der Wirt­schaft­lichkeit bei der Herstellung von grob­ke­ra­mi­schen Produkten“ ab. Heu­te lei­tet er in der Fir­ma Synthes die Pro­duk­tions­ab­tei­lung Bio­ma­te­rials in Bettlach und ist Pro­duk­tions­ma­na­ger von ganz Europa.

Auf den ersten Blick scheint seine Laufbahn ungewöhnlich für einen Geologen. In seiner Diplomarbeit in der Rosatschgruppe führte er petrographische und geochemische Untersuchungen durch. Anschliessend entschied er, dass seine Dissertation einen praktischen Nutzen für die Industrie haben soll.

Nach dem Abschluss seiner Dok­tor­arbeit erhielt er eine einmalige Chan­ce von der Firma Mathys (heute Syn­thes, Herstellung von Implantaten und Instru­men­ten zur opera­tiven Kno­chen­bruch­behand­lung). Er konn­te in ein kleines Pro­jekt­team mit einer Pio­nier­idee ein­stei­gen. Das Ziel war die Ent­wick­lung eines neu­ar­ti­gen Bio­ma­te­rial - Pro­dukts. Das neue Pro­dukt „chronOS™“ war ein Er­folg!

Poren

Um bei einer Operation die schmerz­haf­te Entnahme von Kno­chen zu ver­mei­den, wer­den poröse Kalzium­phos­phat­kera­mi­ken als Kno­chen­er­satz ein­ge­setzt. Das Produkt hat zwei ver­schie­dene Po­ren­arten. Durch die grösseren Hohlräume zir­kuliert das Blut. In den kleineren Poren lagern sich die im Blut trans­por­tier­ten Zel­len an. Diese Zel­len bauen das Kalzium­phos­phat innerhalb von maximal 12 Monaten ab. Gleich­zeitig wird neuer Knochen auf­ge­baut.

Seine wichtigste Aussage: In der Ke­ra­mikindustrie werden Mineralogen gebraucht! Chemiker ar­bei­ten in hochreinen Systemen. Ihnen fehlt die Erfahrung in un­rei­nen Systemen wie sich dies Geo­logen gewohnt sind. Die an­aly­ti­sche Grund­aus­bildung sowie das Verständnis des Ein­flusses von Druck und Temperatur auf verschiedene Mineral­pha­sen (Meta­morpho­se) können einem Geo­logen in der techni­schen Keramik un­be­kannte Tore öffnen. Bei­spiels­weise in der Medi­zi­nal­tech­nik: einer extremen Wachs­tum­sbranche.