Reto Hänni

Reto Hänni

Kein Tunnel ohne Geologen. Sie erstellen die Prognose der zu erwartenden geologischen Verhältnisse. Dadurch können die Ingenieure den Vortrieb optimal planen und Gefahren vor­beu­gen. Ein Kenner der Geologie des Neat-Lötsch­berg­tun­nels ist Reto Hänni.

Er beendete sein Studium in Bern mit der Doktorarbeit “ Der geologische Bau des Helvetikums im Berner Oberland” im Jahr 2000. Seither ist er für das Geo­tech­ni­schen Institut unter anderem auch für den Lötschberg Tunnelbau tätig.

Regenwolken hängen im Talkessel von Kandersteg als wir Reto Hänni in Mitholz treffen. Mit Helm, Regenjacke, Stiefeln, Stollen­lampe und Gehörschutz ausgerüstet, fahren wir nach der Zutrittskontrolle den dunklen Zugangsstollen hinunter. Auf Tunnelniveau gelangen wir zu einer riesigen Kaverne mit Werk­stät­ten, Camions, Baggern, Bohrjumbos. Stollen führen in die verschiedensten Richtungen. An der Decke hangen dicke Lüftungsschläuche. Wir biegen in den Stollen Nord, Richtung Frutigen, ein.

Tunnel

An der Arbeitsfront werden nach jedem Abschlag Decke und Wände mit Felsankern und armiertem Spritz­beton gesichert. Der Ausbau muss den jeweiligen Gebirgs­ver­hält­nis­sen optimal angepasst werden. “Wir sind hier in schlechtem, brüchigem Flyschgestein”, erklärt Reto, und beginnt, den angetroffenen Fels mittels Zeichnungen und Messungen zu dokumentieren.

Danach fahren wir zum Vortrieb in Richtung Süd, wo zwei Tunnelröhren ausgebrochen werden. Mit einer horizontalen Sondierbohrung wird die Wasserführung in karstanfälligen Kalken untersucht. Dabei kommen hydraulische und geophysikalische Versuche zum Einsatz, die Reto mit den Bohrkernen vergleicht und zu einem Gesamtbild zusammenfügen muss. In der benachbarten Röhre hängt beissender Sprengstoff-Geruch. “Pro Tag wird dreimal gesprengt und bei guten Verhältnissen etwa 12 m Gestein ausgebrochen”.

Tunnel

Überall tropft Wasser und Reto misst bei einem grösseren Zutritt Menge, Temperatur und elektrische Leitfähigkeit. Wasserproben können im Baustellenlabor direkt untersucht werden. “Arbeit unter Tag ist oft nass, schmutzig und laut, aber nie langweilig”.