Mit diesen Untersuchungen wollen die Geologen die Wege erforschen, die sich das Wasser durch die Gesteine sucht. Im Grimselgebiet existieren unterirdische Stollen, die z.B. durch die NAGRA als natürliches Forschungslabor für Experimente genutzt wird. Auch wenn kristallines Gestein in der Schweiz längst für die Lagerung von radioaktiven Abfällen ausgeschlossen ist, gewinnen Geologen weiterhin interessante Erkenntnisse. Raphael Schneeberger beprobte das Wasser in diesen Stollen und untersuchte es auf bestimmte Sauerstoff- und Wasserstoffisotope. Es stellte sich heraus, dass es sich tatsächlich um Regenwasser handelt, das in den 60er Jahren am Juchlistock in den Untergrund versickert ist. Weiter stellte er fest, dass sich das Wasser von parallel verlaufenden Brüchen nicht vermischt. Es gibt also keine seitlichen Verbindungen zwischen den einzelnen Bruchsystemen.
Diese Informationen sind für zwei Forschungsgebiete wichtig. Denn bei der Lagerung radioaktiver Abfälle sollte ausgeschlossen werden, dass Wasser aus der Umgebung von radioaktiven Abfällen wasserlösliche radioaktive Stoffe an die Erdoberfläche transportiert. Umgekehrt sind im Falle der Geothermie Wegsamkeiten des Wassers erwünscht, um an nutzbares, heisses Wasser zu gelangen. Dies bedeutet, dass Geothermiebohrungen möglichst in die Nähe der Brüche gehen sollten, entlang derer das heisse Wasser fliesst, wenn man diese natürlich zirkulierenden heissen Wässer nutzen möchte. Die entsprechenden Bruchsysteme können sehr weit in die Tiefe reichen. Einige Wässer stammen aus bis zu 4 Kilometern Tiefe. Sie weisen Alter von bis zu 30'000 Jahren auf, sind also Zeugen aus der letzten Zwischeneiszeit, wenn sie heute als hydrothermales Wasser an die Erdoberfläche aufsteigen.